3 Gedanken zu „Der Elefant verschwindet Rezensionen

  1. 8 von 8 Kunden fanden die folgende Rezension hilfreich

    Nur Murakami verzeiht man “verschwundene” Elefanten, 22. Februar 2011

    Von Manfred Küper (Kranenburg, Niederrhein) – Alle meine Rezensionen ansehen

    Verifizierter Kauf(Was ist das?)

    Rezension bezieht sich auf: Der Elefant verschwindet (Taschenbuch)

    Ein Elefant verschwindet. Wo ist er jetzt? Wie kam er dahin? Falsche Frage! Darauf gibt es bei Murakami keine Antwort.Er spielt mit den Erwartungen der Leser und lässt diesen mit seinen Fragen allein. Allerdings verrät er uns viele andere Dinge. Wie der Elefant gelebt hat. Wie er dahin kam, von wo er verschwand. Was der Erzähler für ein Mensch ist und was ihn bewegt. Und er lässt immer der Phantasie eine Chance.Das, was dem Leser auf seiner Suche nach der “Lösung” als nebensächliche erscheint, ist das eigentlich Wesentliche in Murakamis Erzählungen. Mit all seinen kleinen Geschichten hat sich Murakami unmerklich bereits tief in uns eingenistet. Die Geschichten klingen nach. Sie beschäftigen.Jede ist anders. Aber alle sind typisch. Murakami eben. “Der Aufziehvogel und die Dienstagsfrauen” ist dem Leser vielleicht schon aus seinem späteren Roman “Mr. Aufziehvogel” bekannt. Die Kurzgeschichte wird dort zum 1. Kapitel.Zwei absurde Überfälle auf eine Bäckerei und ein Mc Donald`s Cafe sind Thema der nächsten beiden Geschichten. Bunte Farbtupfer für Murakami-Fans.”Schlaf” (neu illustiert gerade eben erschienen) ist die wohl gelungenste Erzählung dieses Bandes. Die Geschichte lässt einen nicht mehr los. Aber auch hier gilt: Keine falschen Erwartungen! Keine falschen Fragen! Es geht um tiefgründigeres als um eine Diagnose.Murakami in konzentrierter Form.Prädikat: Absolut lesenswert!

    Helfen Sie anderen Kunden bei der Suche nach den hilfreichsten Rezensionen 

    War diese Rezension für Sie hilfreich? 

    Missbrauch melden
    | Kommentar als Link Kommentar

  2. 15 von 16 Kunden fanden die folgende Rezension hilfreich

    Acht kleine Meisterwerke, 23. September 2003

    Von Ein KundeAlle meine Rezensionen ansehen

    Rezension bezieht sich auf: Der Elefant verschwindet (Gebundene Ausgabe)

    Die Bücher von Haruki Murakami bringen mir den japanischen Alltag sehr nahe. Er berichtet in einer leisen, lakonischen Art und Weise vom Alltag in und um Tokio. Die Leute haben eigentlich die gleichen Probleme wie wir in München oder Düsseldorf oder Zürich.Man nimmt Platz im Sessel, legt vielleicht die Füsse auf den Klubsessel, nimmt dieses Buch in die Hand und wird vom erzählerischen Sog mitgenommen. Ganz sanft, leicht, und da: plötzlich taucht das Irrationale auf. Eine Frau am Telefon mit einer erotischen Stimme, die nur 10 Minuten plaudern will!! Nur das!Oder der Freund der Freundin, der mir sein Hobby gesteht: Scheunen anzünden!Oder, eine verwöhnte glückliche Ehefrau verliert den Schlaf, plötzlich kann sie nicht mehr schlafen. In der Nacht kann sie das machen, was sie schon immer wollte: Anna Karenina lesen und Cognac trinken!Am Tag ist diese Frau weiterhin die brave, anständige Ehefrau.Insgesamt acht Geschichten erzählt der japanische Autor. Jede ein kleines Meisterwerk.

    Helfen Sie anderen Kunden bei der Suche nach den hilfreichsten Rezensionen 

    War diese Rezension für Sie hilfreich? 

    Missbrauch melden
    | Kommentar als Link Kommentar

  3. 33 von 39 Kunden fanden die folgende Rezension hilfreich

    Mit tiefenpsychologischem Garn gestrickt, 25. März 2001

    Von Ein Kunde

    Rezension bezieht sich auf: Der Elefant verschwindet (Taschenbuch)

    Die kurzen Geschichten aus Haruki Murakamis Erzählband kommen unscheinbar, ohne einen sensationellen Sprachduktus oder übertriebenes savoir-vivre-Gehabe, daher. In ihnen stolpern normale japanische Menschen (die uns so vertraut sind, als wären sie zugleich amerikanische, deutsche oder französchische) in ihren 100%ig alltäglichen Leben über Merkwürdigkeiten, die sie für Momente aufhorchen lassen, die in ihre fadenscheinige Realität eingreifen und ihnen, wenn sie sich auf eine Reflexion der Geschehnisse einlassen, zu wagen Erkenntnissen über die höheren Zusammenhänge ihres Lebens verhelfen. So gewinnt eine Hausfrau, deren Leben mit zunehmender Routinierung ihrer Position als Ehefrau und Mutter eine mechanischen Ablauf angenommen hat, durch eine plötzlich auftretende Schlaflosigkeit, ihre abhanden gekommene Individualität zurück. Zunächst erschrocken über diese Annormalität, versucht sie, ihrer Schlaflosigkeit mit Hilfe wissenschaftlich-autoritärer Erklärungen auf den Grund zu gehen und greift zu allgemein-konventionellen Methoden, um den erschreckenden Zustand der permanenten Wachheit abzustellen: Konjaktrinkend liest sie russische Klassiker auf der Wohnzimmercouch, während Ehemann und Sohn nichtsahnend ihren selbstgefälligen Schlaf schlummern. Tagsüber wühlt sie in medizinischen und psychologischen Büchern nach Erklärungen für das Phänomen. Nach und nach eröffnet sich ihr die volle Bedeutung der Schlaflosigkeit für ihr Leben: In den Stunden zwischen 22 und 6 Uhr gehört ihr Leben von nun an ihr: Sie nimmt ihr eigenes Denken wieder auf, das im Verlauf ihres Lebens als Hausfrau im automatischen Erledigen von fürsorgendem und rollenkonformem Tun (putzen, einkaufen, kochen, Figur in Schuss halten, “Sei vorsichtig” sagen) gänzlich verschwunden war. Sie kehrt zurück zu einer intensiven Beschäftigung mit Literatur, die bis zum Punkt ihrer Eheschließung ihr Leben bestimmt hatte. Sie gönnt sich Rauschzustände, deren Ablehnung zuvor lediglich aus der Übernahme von Verhaltensregeln ihres Mannes entstanden war. Im nächtlichen, ihr eigenen Teil ihres Doppellebens erfährt sie sich selbst und verweigert durch ihre konstante Wachheit, dass sich ihr Körper und ihr Geist im Schlaf von der einseitigen Benutzung regenieriert. “Wenn Schlaf nur die die periodische Wiederkehr ist, um mich von der Aufzehrung durch meine Disposition zu heilen, dann will ich ihn nicht. […] Mein Körper mag von Dispositionen aufgezehrt werden, doch mein Geist gehört mir. Ich behalte ihn fest für mich. Ich will nicht therapiert werden. Ich schlafe nicht.” In einem neuen Bewußtsein ihrer Eigenständigkeit reflektiert sie nachts die Beziehung zu ihrem Mann und ihrem Sohn und konstatiert die Dominanz der reinen Nützlichkeit gegenüber wirklicher Liebe. Sie realisiert, dass die beiden Männer in ihrem Leben selbstgefällig und unfähig, sie zu verstehen, sind. Sie reflektiert über den Tod und erahnt ihn als einen Zustand ewigen Wachseins in absoluter Dunkelheit. Im Zustand erweiterten Bewußtseins unternimmt sie nächtliche Streifzüge durch eine schlafenden Welt. “Als sei das Ich, dass jeden Abend schlafen ging, nicht mein wahres Ich, und als seien meine Erinnerungen aus der damaligen Zeit nicht meine wahren Erinnerungen.” Wie viele Murakami-Geschichten ist auch die Geschichte über die schlaflose Frau offen für eine zutiefst symbolische Lesart. Ein Geschichte über Grenzgängertum zwischen wacher Bewußtlosigkeit und bewußter Wachheit,zwischen Körper und Geist. Eine Parabel, die mit unsichtbaren tiefenpsychologischem Garn gestrickt ist und deren Ende den Leser wie die Protagonistin mit ungelösten Fragen über die menschliche Existenz im Kopf zurücklässt.In der gewohnten Mixtur aus lakonisch-korrektem Erzählton und surreal, absurdem Inhalt, ist auch die Titelgeschichte geschrieben. Ein junger Angestellter einer Werbeabteilung für elektronische Küchengeräte (der prototypische Beruf eines modernen Japaners?!) beschäftigt sich in seiner Freizeit aus Langeweile mit der detektivisch-genauen Verfolgung der Geschichte um einen alten Elefanten, der nach langen Debatten in der lokalen Politik von der Stadt einen Platz im Haushaltsbudget zugesprochen bekommt. Auf das Genaueste informiert durch Zeitungslektüre und eigene Beobachtungen ist der junge Mann der Einzige, der mehr über das plötzliche Verschwinden des Elefanten aus seinem Hochsicherheitsgehege weiß. Isoliert mit seiner Erkenntnis verfolgt der Mann tatenlos, wie das Interesse am Mysterium um den Elefanten in der Öffentlichkeit langsam abflaut und schließlich erstirbt. “Es schien, als…

    Weitere Informationen

    Helfen Sie anderen Kunden bei der Suche nach den hilfreichsten Rezensionen 

    War diese Rezension für Sie hilfreich? 

    Missbrauch melden
    | Kommentar als Link Kommentar

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert